Es ist wichtig das körperliche Älterwerden und das seelische Alter zu unterscheiden. Innerlich jung und lebendig sind und bleiben jene, die erstens körperlich in Bewegung sind und die sich zweitens menschlich, geistig  und sozial möglichst vollständig entwickeln. Genügend Ausdauerbewegung, leichtes Krafttraining und Dehnungsübungen sind wichtig und stetige geistige Betätigung und die Weiterentwicklung der sozialen Kompetenzen. So kann frühe Senilität vermieden werden.

  1. Was bedeutet das Älterwerden und das Alter
  2. Die größte gesellschaftliche Sünde der Auslassungen
  3. Acht unterschiedliche Gruppen Älterer und Alter

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  1. Was bedeutet das Altern und das Alter

– Das Älterwerden und das Alter sind für jeden eine eigene Erfahrung. Je nach Persönlichkeitsentwicklung wird das Älterwerden und das Alter unterschiedlich erlebt und unterschiedlich bewältigt.

– Vor dem Hintergrund der Maximen der heutigen Gesellschaften, die physische, äußere Jugendlichkeit und Schönheit, Schaffenskraft und Leistungsfähigkeit unsinnigerweise höher  als je zuvor bewerten, kann das Alter – von außen besehen – diese Eigenschaften kaum, nicht oder in immer geringerem Maß erbringen. Deshalb wird das Altern auch aus dem Bewusstsein der Gesellschaften verdrängt bis es nicht mehr übersehen werden kann. Es gibt viele physisch alte Personen, die auf jung machen, wodurch sie sich der Lächerlichkeit aussetzen. Doch wir können, um es zu wiederholen, körperlich alt werden und menschlich lebendig und jung sein. Es wird übersehen, dass sozial entwickelte ältere Personen überaus anziehend und menschlich schön sind. Das Lächeln eines sozial entwickelten älteren oder alten Menschen kann durch nichts übertroffen werden. Auch ihre Gescheitheit und ihr inneres Erfülltsein ist durch nichts zu überbieten. Leider gibt es von diesen nur recht wenige.

2. Die größte gesellschaftliche Sünde der Auslassungen

– Prinzipiell bereitet uns niemand in unseren Gesellschaften menschlich und sozial auf das Alter und die Endlichkeit vor. Viele sind dem Alterungsprozess ohne Unterstützung und Anleitung ausgesetzt und sie werden von ihnen umhergeworfen. Wir werden von unserer Gesellschaft bisher auf folgende Lebensereignisse leider nicht vorbereitet:

– Wir werden nicht auf das gute Miteinander vorbereitet (soziale Intelligenz und Kompetenz)

– Wir werden nicht auf die Elternschaft vorbereitet

– Wir werden nicht vorbereitet, andere effektiv zu führen (unsere Beziehungsfähigkeit ist die Grundlage dafür) und

– Wir werden nicht auf das Älterwerden und das Altern vorbereitet.

3. Acht unterschiedliche Gruppen Älterer und Alter

– Das Altern kann ganz unterschiedliche Verläufe haben. Von spätestens Fünfzig ab lassen sich mindestens sechs große Gruppen ausmachen:

Gruppe 1  – Zur ersten Gruppe gehören rüstige, aktive und lebendige ältere und alte Menschen. Zumeist sind es aktive Personen, die körperlich, menschlich und geistig in Bewegung sind und noch lange Zeit im Arbeitsprozess mitzuhalten vermögen. Sie denken über die psychosozialen Chancen des Alterns nach, entwickeln sich fachlich und menschlich weiter und sie orientieren sich nach bewussten Zielen, die erfüllend und sinnstiftend sind.

Gruppe 2  – Die zweite Gruppe sind Menschen, die zwanghafte versuchen, ihre physische Verfassung zu erhalten. Sie haben sich mit ihren menschlich und sozial Möglichkeiten das ganze Leben nie befasst. Sie dachten immer, ich brauche so etwas nicht, denn ich habe keine Schwierigkeiten. Doch genau sie haben im Leben große Schwierigkeiten, ohne es sich je eingestanden zu haben. Sie versuchen krampfhaft zu verhindern, alt zu werden – mit schlauen Sprüchen, Botox und schönheitschirurgischen Eingriffen uam.; sie versuchen ihre physische Leistungsfähigkeit mit aller Macht aufrechtzuhalten; sie klopfen markige Sprüche und sind vom Jammern eingenommen; sie verdrängen ihre geringer werdenden Möglichkeiten und drängen die wichtigen Themen des Alters zur Seite.

Gruppe 3  – Die dritte Gruppe sind die offensichtlich ewig jung Gebliebenen. Sie wehren sich offensichtlich gegen das Altern und machen extrem auf jung. Sie tun so, als ob sie noch jugendlich und jung wären, obwohl jeder sieht, dass sie den Alterungsprozess überspielen und mit grellen Tönen und nicht altersgemäßen Verhaltensweisen, wie mit unpassender jugendlicher Kleidung auffallen und das Altern für jeden sichtbar zu überspielen versuchen.

Gruppe 4  – Die vierte Gruppe altert früh, es ist eine große Gruppe von inaktiven, orientierungslosen und unlebendigen Personen, die die Hände zu früh in den Schoss legt, die die Zeit mit bloßem Zeitvertreib totschlägt und nur auf den Tod wartet.

Gruppe 5  – Die fünfte Gruppe ist schon relativ früh vom körperlichen, geistigen und psychischen Abbau betroffen und hat physisch und/oder geistig keine Möglichkeit mehr, sich weder im Leben noch im Alter weiterzuentwickeln. Es gibt mehr unlebendige und sogar abgestorbene Personen als man annimmt. Gehen Sie einmal 15 Minuten auf der Straße und betrachten Sein die Vorbeigehenden nach den Kriterien: Wer ist lebendig, wer ist mehr oder weniger unlebendig? Sie werden staunen, wie lange sie auf einen lebendige Person warten müssen. – Geistig und sozial wenig entwickelte Personen sind zudem mehr in Gefahr von Demenz und Alzheimer betroffen zu werden, was bedeutet bei lebendigem Leib tot zu sein.

Gruppe 6  – Die sechste Gruppe sind die im Alter kindlichen und jammernden Menschen. Sozial wenig entwickelte Menschen jammern im Alter immer mehr und belasten ihre Mitwelt und sie werden immer belastender, anklammernder, negativer und kindlicher.

Gruppe 7  – Die siebte Gruppe ist jene, die hauptsächlich über Krankheiten spricht und im Alltag uninteressante und anstrengende Seniorenheim-Gespräche führt. Ihre Hauptkommunikationsform besteht im Austausch von schrecklichen Krankheiten, von persönlichen Krankengeschichten und von Krankenhausgeschichten anderer. Diese negativen und sinnlosen Gesprächsformen, bewirken, dass alle negativ gestimmt werden und in Sinnlosigkeit  eingehüllt werden.

Gruppe 8  – Die achte Gruppe sind einsame, alte Menschen mit großem Gesprächsbedarf. Sie sind übermäßig anhänglich und beginnen mit jedem beliebigen Menschen, dem sie begegnen zu reden, um ihr Gesprächs- und Kontaktdefizit zu stillen. Sie sprechenüber Dinge, die keinen interessieren und die die anderen langweilen. Sie halten ihre Gesprächspartner fest und weil sie alt sind, bleiben diese bei ihnen stehen, obwohl sie das Gespräch überhaupt nicht interessiert. Sie sprechen rücksichtslos – ohne zu schauen, ob die anderen den Kontakt machen wollen – mit jedem, der in ihrer Nähe ist, mit der Verkäufern, dem Kellner, dem Postboten, der Arzthelferin, usw. und bearbeiten sie zwingend mit ihren Aussagen. Da das alles Nicht- Kontakte sind, bringen sie diese scheinbaren Gespräche nicht weiter.

Copyright: Reinhold Dietrich, Dezember 2017 und Oktober 2022.